Dienstag, 28. Februar 2023
Lesestoff zum 50. Treffen

In kühnem Streich wurde per Bookworms-Volksentscheid beschlossen, "Zwischen Welten" von Julie Zeh und Simon Urban zu lesen, das Buch des Monats beim NDR, weil "nah dran an den gesellschaftlichen Debatten. Der Roman liest sich streckenweise wie eine Rückschau auf die vergangenen ein bis zwei Jahre. Es geht um weiße Künstlerinnen, die mit Dreadlocks auftreten und dafür massive Kritik einstecken müssen. Eine Biologin, die einen Vortrag über 'Zweigeschlechtlichkeit' halten will und durch Protestierende daran gehindert wird. Einen Offenen Brief gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, den Juli Zeh übrigens unterzeichnet hat."

Cover mit freundlicher Genehmigung des Luchterhand Verlags 2022

"Was bleibt? Dies: Wer über Shitstorms, Cancel Culture, Wokeness, und wie die Schlagworte alle lauten, tatsächlich etwas erfahren möchte, was er nicht schon vorher wusste, oder auch wer nur wahrhaftig etwas über die realen Menschen da draußen lesen möchte, ist hier – entgegen dem Bild von Juli Zeh, das in der Öffentlichkeit zirkuliert – nicht gut bedient", muffelt die TAZ.

Ein unauflösbarer Widerspruch? Ach woher denn! Helge Schneider hat doch bei Maischberger vorgeführt, wie man solche Dialektik eleganter und souveräner auflöst als Hegel und Marx: "Ich mache die Musik, die ich fühle. Wenn jemand anderes sagt: 'Das ist kulturelle Aneignung' - das interessiert mich 'nen Scheißdreck."

"Liebes Arschloch" von Virginie Despentes legt das Ohrwatschl auch an den Puls der Zeit in ihrer "Versuchsanordnung[...], um die Emanzipationskämpfe und Empörungskonjunkturen unserer Zeit durchspielen zu können", wie die SZ zusammenfasst. Und auch hier gilt: "Im Gespräch bleiben, aber den Konflikt dabei (mit halbwegs zivilisierten Mitteln) bis an den Punkt ausfechten, wo es richtig wehtut." Kritik übt die Rezensentin Juliane Liebert am Stil, wenn die Figur "ständig reden muss wie Pippi Langstrumpf aus der Banlieue, die in den Topf mit bourgeoisem Zaubertrank gefallen ist", schließt aber: "Als Erster-Schritte-Ratgeber 'How To Become a Mensch in the 21. Century' wäre 'Liebes Arschloch' durchaus brauchbar. Was kann man Besseres von Kunst sagen?" Geht doch SZ, man muss nicht immer schwurbeln, nur weil man im Feuilleton schreibt.

Cover mit freundlicher Genehmigung von Kiwi

Da juckt es doch, einen Blick in die "Feindpresse" zu werfen. Und siehe da: "Vor allem aber ist 'Liebes Arschloch' eine Anleitung zur Genesung von Sucht. Virginie Despentes hat ihren nihilistischen Drive, der die 'Vernon Subutex'-Romane antrieb, nicht verloren. Er steht nun aber im Dienst einer Versöhnungsidee. Wer wird versöhnt? Der Süchtige mit der Idee, dass er nicht sterben muss, wenn er sich helfen lässt von Gleichgesinnten. Virginie Despentes hat ein Hoffnungsbuch geschrieben. Wer hätte es gedacht", haucht ergriffen die NZZ.

Soviel Lob von dieser Seite ist verdächtig! Der FAZ ist es auch aufgefallen und sie fragt sich: "Wie Virginie Despentes selbst zu diesem neuen Konsens um ihr Werk steht, ist bisher unklar. Sollte man es als Hinweis verstehen, dass sie vor zwei Jahren im Centre Pompidou einen Vortrag hielt, in dem sie sagte: 'Wir brauchen eine Revolution der Sanftheit'?"

Kleines Update aus der TAZ vom 4.3.:"Glückliches Frankreich, wie gespalten auch immer: Ihr habt Despentes, wir haben Juli Zeh."





Donnerstag, 29. Dezember 2022
Guten Rutsch ins neue Jahr!

Einen guten Rutsch ins Jahr 2023. Motto: Schlimmer geht immer, aber viel nimmer!

Foto: Karlheinz Meyer 2022




Wiederholungswahl des Termins zum 49. Treffen

Auf ein Neues!

Terminwahl zum 49. Treffen.




Donnerstag, 22. Dezember 2022
Ruhige Tage!

Liebe Bookworms,
auch wenn es wenig Hoffnung gibt, wünsche ich euch allen ein friedliches Weihnachten!

Foto: Karlheinz Meyer




Donnerstag, 8. Dezember 2022
Büchner-Preis 2022

Etwas untergegangen ist heuer der Büchner-Preis, der an Emine Sevgi Özdamar ging. "Das ist eine gute Wahl, eine sehr gute Wahl. Emine Sevgi Özdamar ist eine Preisträgerin, wie es sie noch nicht gab. Auf eine radikale Art ist sie in der Sprache zuhause, eben weil sie das Land ihrer Herkunft früh verlassen hat: die Türkei", lobt der swr.

Foto: Amrei-Marie unter: CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

"Ungewohnte literarische Stilmittel und aus dem Türkischen inspirierte Sprechweisen prägen ihre multiperspektivischen Texte, die neben intimen persönlichen Erfahrungen ein breites Panorama deutsch-türkischer Geschichte entfalten", präzisiert die Jury in ihrer Begründung für den Preis und bietet auf der Seite auch eine Auswahl aus dem Werk und eine Kurzbiographie.

Die Zeit macht sich die Mühe einen Überblick über die Preise Özdamars zu geben: Walter-Hasenclever-Preis, Adelbert-von-Chamisso-Preis, Heinrich-von-Kleist-Preis und im vergangenen Jahr für ihren Roman "Ein von Schatten begrenzter Raum" den Bayerischen Buchpreis, den Düsseldorfer Literaturpreis und den Schillerpreis. Nunc est legendum!

Cover mit Genehmigung des Suhrkamp-Verlags

Heute lebe die Schriftstellerin, Schauspielerin und Theaterregisseurin in Deutschland, Frankreich und der Türkei. Dort sei ihre Auszeichnung mit dem Büchnerpreis kaum wahrgenommen worden. [...] Das sei bei der Verleihung des Kleistpreises 2004 noch anders gewesen", zitiert sie Deutschlandfunk Kultur und bietet auch weiterführende Links.





Sonntag, 20. November 2022
49. Treffen der Bookworms

Das 49. Treffen findet statt am 8. Dezember, um 19 Uhr, bei Steffi statt, der dafür sehr gedankt sei. Die Adresse ist euch über Signal zugegangen.





Donnerstag, 17. November 2022
Literaturfest München

Das Literaturfest München findet vom 16.11. bis zum 4.12.22 statt. Veranstalter sind das Literaturhaus München, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern e.V., in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Plakatmotiv Literaturfest München 2022 ©Büro Alba

Die meisten Veranstaltungen scheinen noch nicht ausverkauft zu sein. Freitag und Samstag (18./19.11.) finden zum Beispiel die öffentlichen Jury-Sitzungen für den Münchner Fernsehpreis statt, der Heimat-Edgar-Reitz stellt seine Autobiographie vor, Slata Roschal & Martin Kordić lesen aus ihren Büchern zum Fremdsein in Deutschland (soll's ja geben) und Claudius Seidl spricht mit Hanns Zischler über Helmut Dietl. Interessant klingen auch die zwei Open-Mic-Abende. Also nix wie hin.