Den Deutschen Buchpreis 2022 erhält Kim de l'Horizon, der in "Blutbuch" im Urteil der Jury der Frage nachgehe, welche "Narrative [...] es für einen Körper [gibt], der sich den herkömmlichen Vorstellungen von Geschlecht entzieht".
Über die spektakelmäßigen Umstände der Preisverleihung muss wohl nicht mehr informiert werden. de l'Horizon, non-binär, setzt sich in dem preisgekrönten Werk mit den Traumata der Familienvergangenheit, speziell mit seiner Schweizer Großmutter auseinander. Ein Roman, "spielerisch, poetisch und an vielen Stellen auch lustig und lustvoll [...,] sehr gute, radikale Literatur, und eine Aufforderung an alle, die eigene 'Identität' vielleicht auch mal zu hinterfragen", findet der ndr.
Der "Text ist eher ein Mäandern durch die Zeiten und Gedanken [...] eine Suche nach dem Ausdruck für das Fremde in sich" und mäandernd folgt der Erzähler "der mütterlichen Blutlinie bis ins 14. Jahrhundert, um sich und die Angst vor dem eigenen Körper zu verstehen", liest man beim wdr, wo auch eine schöne Besprechung anzuhören ist."Ein solches Buch zu beschreiben, darüber zu urteilen ist schwierig", zieht sich die FAZ ein bisschen feig aus der Verantwortung, lobt aber "die Erzählsprache, die ohne abgegriffene Wendungen auskommt". Der Autor behalte jederzeit "einen liebevollen Blick auf die Sprache der Familie".
Dass sie, die 82-jährige französische Autorin Annie Erbaux, es lange verdient hat, sind sich alle einig, "for the courage and clinical acuity with which she uncovers the roots, estrangements and collective restraints of personal memory", wie das Nobelpreis-Komitee in seiner Begründung schreibt. Und es sind sogar nicht wenige ihrer Bücher auf Deutsch lieferbar - ganz was Neues.
"Zu den wichtigsten Themen ihrer Literatur gehören die Erfahrungen von Mädchen und Frauen in der französischen Gesellschaft seit Ende des Zweiten Weltkriegs", fasst die Zeit zusammen.
Ernaux' Sprache sei "unsentimental, sezierend, genau", stellt die taz fest und der Nobelpreis sei auch eine Auszeichnung "einer besonderen literarischen Sprache". Ernaux habe Frauenthemen "ins Zentrum der Literatur" gerückt.
Auf deutschlandfunkkultur wird betont, welche Bedeutung Ernaux für viele Autor*innen hat, in Frankreich vor allem auf Eribon und Louis. Der Beitrag geht auch genauer auf das "Ich" in den Werken der Nobelpreisträgerin ein, das nicht autobiographisch verstanden werden sollte, sondern als "Sozialroman", wie in dem Beitrag "Die letzte Kunst ist die Soziologie" (von: Tobias Krone) des br Ende 2021 getitelt wurde.
Wer Eribaux sehen und hören will, kann das derzeit in einem 5-minütigen Beitrag zum Nobelpreis von kulturzeit in 3sat. Und auf der Suhrkamp-Seite spricht sie 15 Minuten (auf Französisch) über ihr Buch "Die Jahre".
.Die Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2022 steht fest. 124 Verlage hatten 204 Romane eingereicht. Unter den letzten sechs Kandidat*innen findet sich eine "alte" Bekannte, Fatma Aydemir mit "Dschinns". Einen guten Überblick mit weiterführenden Links bieten die hessenschau und natürlich die Seite des Deutschen Buchpreises selbst mit Hörproben.
Am 9. Oktober findet um 11 Uhr im Schauspiel Frankfurt eine Shortlist-Lesung mit den sechs Finalist*innen statt, die ab dem 10. Oktober in der ARD Audiothek zu hören ist. Die Preisverleihung ist am 17. Oktober.
Die Ferien stehen dräuend bevor. Zeit der Leere, der lemurenhaften Bewegungslosigkeit, vegetativer Existenzsimulation, drängender Fragen nach der Daseinsberechtigung. Doch hier ist die Rettung:
Der Wahlomat hat entschieden und wir lesen:
Schöne Ferien allen Bücherwürmern!
Die in Slowenien geborene Ana Marwan bekam in diesem Jahr den Ingeborg-Bachmann-Preis für den Text "Wechselkröte", den "Bewusstseinsstrom einer Frau, in deren Einsamkeit das Publikum wohl Motive der vergangenen beiden Pandemiejahre wiedererkennen konnte", vermutet die Süddeutsche. Sie baue "eher auf minimalistische Sprache und eine überschaubare Konstruktion", informiert die taz, in der man auch einen guten Überblick über die Veranstaltung und die weiteren Preisträger*innen findet.
Marwan, 1980 geboren, wuchs in Ljubljana auf, studierte in Wien Romanistik, schreibt und fotografiert. Viele weitere Informationen zu ihren Werken und Videos bietet die Bachmann-Preis-Seite.
Der ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2022. In der Begründung des Stiftungsrates wird nicht nur sein "herausragendes künstlerisches Werk" hervorgehoben, sondern ausdrücklich "seine humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet und ihnen unter Einsatz seines Lebens hilft".
Zhadan schreibt Romane, Gedichte, Essays und Songtexte, übersetzt und ist Sänger der ukrainischen Band "Sobaki v kosmosi", zu deutsch "Hunde im Weltraum". Seine Themen reichen von der postsowjetischen Zeit bis in die Besetzung des Donbass.
Suhrkamp zeigt den Überblick über die in Deutschland veröffentlichten Werke. Im Archiv von deutschlandfunkkultur findet sich eine Besprechung von "Depeche Mode", dem ersten auf deutsch erschienenen Roman. Und beim srf lässt sich ein Beitrag zu "Internat" von 2018 anhören: "Ein Lehrer will sich aus den Kämpfen im Donbass heraushalten und gerät doch immer mehr hinein. [...] Es ist eine der eindringlichsten Auseinandersetzungen mit dem Krieg in der Ostukraine. "
Wir treffen uns in Vikis Gartenparadies .
Der 1. Termin ist
Mittwoch, der 6. Juli, ab 18:30.
Falls das Wetter schlecht ist, weichen wir aus auf
Mittwoch, den 13. Juli, ab 18:30.
Ein Lageplan ist mit der Mail zugegangen.
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