Samstag, 30. Oktober 2021
Wahl zum 46. Treffen

Hier findet ihr den Link für die Wahl des Romans zum 46. Treffen und zur Terminwahl.

In der Leiste rechts habe ich unter "Vorschlagsliste und Tipps" die Werke aufgelistet, deren Titel beim letzten Treffen genannt wurden.

Foto: Karlheinz Meyer

Schöne Herbstferien!





Deutscher Buchpreis 2021

Den Deutschen Buchpreis 2021 erhält Antje Rávik Strubel. Auf der Shortlist standen außerdem Norbert Gstrein, Der zweite Jakob (Carl Hanser), Monika Helfer, Vati (Carl Hanser), Christian Kracht, Eurotrash (Kiepenheuer & Witsch), Thomas Kunst Zandschower Klinken (Suhrkamp) und Mithu Sanyal, Identitti (Carl Hanser). Strubel erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro.

Pressefoto mit Erlaubnis der Stiftung Buchkultur und
Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Ausgezeichnet wurde sie für ihren Roman "Blaue Frau":

"Adina wuchs als letzter Teenager ihres Dorfs im tschechischen Riesengebirge auf und sehnte sich schon als Kind in die Ferne. Mit ihr greift Antje Rávik Strubel eine Figur aus ihrem frühen Roman "Unter Schnee" wieder auf. Nun ist Adina 20 Jahre alt und lernt bei einem Sprachkurs in Berlin die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt. Unsichtbar gemacht von einem sexuellen Übergriff, den keiner ernst nimmt, strandet Adina nach einer Irrfahrt in Helsinki. Im Hotel, in dem sie schwarzarbeitet, begegnet sie dem estnischen Professor Leonides, Abgeordneter der EU, der sich in sie verliebt. Während er sich für die Menschenrechte stark macht, sucht Adina einen Ausweg aus dem inneren Exil.
»Blaue Frau« erzählt aufwühlend von den ungleichen Voraussetzungen der Liebe, den Abgründen Europas und davon, wie wir das Ungeheuerliche zur Normalität machen." (Aus den Informationen der S. Fischer Verlage)

Und so begründete die Jury begründet die Wahl:

"Mit existenzieller Wucht und poetischer Präzision schildert Antje Rávik Strubel die Flucht einer jungen Frau vor ihren Erinnerungen an eine Vergewaltigung. Schicht um Schicht legt der aufwühlende Roman das Geschehene frei. Die Geschichte einer weiblichen Selbstermächtigung weitet sich zu einer Reflexion über rivalisierende Erinnerungskulturen in Ost- und Westeuropa und Machtgefälle zwischen den Geschlechtern.
In einer tastenden Erzählbewegung gelingt es Antje Rávik Strubel, das eigentlich Unaussprechliche einer traumatischen Erfahrung zur Sprache zu bringen. Im Dialog mit der mythischen Figur der Blauen Frau verdichtet die Erzählerin ihre eingreifende Poetik: Literatur als fragile Gegenmacht, die sich Unrecht und Gewalt aller Verzweiflung zum Trotz entgegenstellt."

Pressefoto mit Erlaubnis der S. Fischer Verlage

Antje Rávik Strubel sei "eine Meisterin der inneren Zustände. In ihrem Roman 'Blaue Frau' erzählt sie eindrucksvoll eine Harvey-Weinstein-Geschichte", lobt die SZ.

Die Zeit betont die Geschichte "von einem vereinten Europa, das in Wahrheit eine Zweiklassengesellschaft ist." Hervorgehoben wird das Problem der Darstellung der Vergewaltigung, die Stubel durch Zwischenkapitel löst, in denen die Erzählerin, "eine Schriftstellerin, deren Lebensdaten präzise mit denen Strubels übereinstimmen, im Dialog mit einem feenhaften externalisierten Über-Ich", der blauen Frau, über die erzählerische Problematik reflektiert.

Der BR findet die Schlagworte "Odyssee", "Roman einer Vergewaltigung" und "Geschichte Europas, insbesondere zwischen der Ost-Erweiterung der Europäischen Union und der Finanzkrise".





Sonntag, 17. Oktober 2021
45. Treffen

Wir treffen uns am
Donnerstag, den 28. Oktober, um 19:00 Uhr,
im Passaparola.





Donnerstag, 7. Oktober 2021
Literatur-Nobelpreis 2021

Sie haben es schon wieder getan! Wer kennt Abdulrazak Gurnah? Seit heute jede*r, denn er ist der Literatur-Nobelpreisträger 2021.

PalFest, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons
Ursprünglich bei Flickr hochgeladen mit Hilfe von Flickr upload bot durch Liftarn

Der Autor aus Tansania ist aber kein wirklich Unbekannter. Er "publizierte zehn Romane und zahlreiche Kurzgeschichten", informiert der Spiegel.

"What I learned from this schooling was also how the British looked at the world and how they looked at me. I didn't learn this at once, but over time and on recollection, and in the light of other learning. I was learning too from the mosque, from Koran school, from the streets, from home and from my own anarchic reading. And what I was learning in these other places was at times flatly contradictory to what I was learning at school."

Das berichtet der Autor über seinen Weg zum Schreiben im Guardian. Tja, nicht von der Schule, aber vom Leben lernen wir.

Auf Deutsch ist von Gurnah derzeit nichts erhältlich, auf Englisch vieles. Da zeigt sich mal wieder, wie die Buchpreisbindung zu blühenden Landschaften führt. Weitere Links kann man sich ersparen, denn landauf, landab herrscht - wie schon im letzten Jahr - Rat- und Sprachlosigkeit.





Mittwoch, 6. Oktober 2021
Terminsuche zum 45. Treffen

Liebe Würmer,
bitte, stimmt bis zum 14.10. über den nächsten Termin ab:
--->Hier geht's zur Wahl!--->





Dienstag, 20. Juli 2021
Büchner-Preisträger 2021

Den Büchner-Preis 2021 erhielt Clemens J. Setz.

Amrei-Marie, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

In der Pressemitteilung begründet die Jury die Ehrung damit, dass ein

"Sprachkünstler" ausgezeichnet werde, "der mit seinen Romanen und Erzählungen immer wieder menschliche Grenzbereiche erkundet. Seine bisweilen verstörende Drastik sticht ins Herz unserer Gegenwart, weil sie einem zutiefst humanistischen Impuls folgt. Diese Menschenfreundlichkeit verbindet Clemens J. Setz mit einem enzyklopädischen Wissen und einem Reichtum der poetischen und sprachschöpferischen Imagination. Mit staunenswerter Vielseitigkeit demonstriert er eine radikale Zeitgenossenschaft, welche Buch um Buch die Schönheit und den Eigensinn großer Literatur beglaubigt."

Die Entscheidung für diesen Autor nennt die FAZ "erfreulich, denn der österreichische Schriftsteller steht für eine Literatur abseits der üblichen Erwartungen.?

Ein längeres Gespräch mit dem Preisträger führt br Kultur, in dem Setz die Aufgabe von Literatur darin sieht, dass man "die sprachliche Äußerung [...] so baut, dass der Abgrund, der zwischen Menschen existiert, dieses Diskontinuum, überwunden wird, für einen Moment nur und dann wieder besteht."

Einen fundierten Überblick zu Autor und Werk liefert - wie immer zuverlässig - die schwarze Welt.





Ferienlektüre
Foto K. Meyer 2020

Zum 45. Treffen lesen wir

  • Mathias Enard "Das Jahresbankett der Totengräber" (5 Stimmen)
  • und
  • Juli Zeh "Über Menschen" (4 Stimmen)

Schöne Ferien!





Sonntag, 11. Juli 2021
Die Vorschläge zum 45. Treffen

Der "erste echte Corona-Roman" titelt deutschlandfunkkultur in der Besprechung von Julie Zehs "Unter Menschen", "ein versöhnlicher Roman, der nichts Böses verschweigt, aber demonstriert, dass die Welt, weniger ideologisch betrachtet, ein bisschen menschlicher sein könnte", was die SZ ein "schönes trauriges Märchen nennt".

Cover-Foto mit Genehmigung der Penguin Random House Verlagsgruppe

Mathias Enards "Das Jahresbankett der Totengräber" wird, wie Doris hinweist, sehr unterschiedlich rezensiert. "Mit einem Blick in die französischen Provinz wird die Geschichte ganz Europas erzählt" lobt swr2 den Franzosen, der 2008 mit "Zone", einem 500-seitigen Roman, der aus einem Satz besteht, bekannt wurde, während Eva Menasse im Literarischen Quartett, im Moment noch online in der Mediathek, kein gutes Haar daran lässt.

Cover-Foto mit Genehmingung des Hanser Verlags

Lisa Taddeos Roman und Spiegel-Bestseller "Three women - Drei Frauen" "ist so konstruiert, wie Menschen auf Instagram von ihrem Leben berichten: Kontrolliert unverblümt, hübsch aufgeräumt, und hochgradig süchtig machend. Es ist ein fragwürdiges Buch, aber geradezu unwiderstehlich", weiß die SZ über das Werk, das in den USA als Sachbuch erschienen ist. Die Berliner Zeitung kritisiert: "Durch ihre literarisierte Erzählweise verwischt sie jegliche Widersprüchlichkeiten, die Komplexitäten und schafft eine Eindeutigkeit, die das gelebte Leben selten hat." Eine Leseprobe und mehr zur Autorin findet man auf der Verlagsseite von Piper.

Cover-Foto mit Genehmigung des Piper Verlags

"Unter den hundertjährigen Linden" von Valérie Perrin sei ein "französischer Roman durch und durch. Perrin schafft es, mit ihren Worten ein Gefühl der Ruhe und Besinnlichkeit beim Lesen hervorzurufen. Sie hat einen Roman der tausend Geschichten kreiert, Geschichten, die das Leben so spielt", schwärmt buchtips.de.

Cover-Foto mit Genehmigung des Droemer Knaur Verlags

Als Fortsetzung von "Faserland" wurde Christian Krachts "Eurotrash" angekündigt, aber "das erzählerische Geheimnis von 'Eurotrash' [, man] kriegt es nicht anders zu fassen als in den unlösbar scheinenden Widersprüchen der Literatur", flüchtet sich die FAZ ins Ungefähre des Deutschseminaristen im 2. Semester. Und "Krachts 'Dichtung und Wahrheit' [...] dauert aber nicht lang, schon bald ändert das Buch seine Gestalt und wird zu einem großen, heiteren Abenteuerroman, bestimmt dem herzlichsten, den es von Kracht bislang zu lesen gab", zieht sich die SZ aus der Anforderung genauer Analyse dieser Geschichte, in der sich ein Christian Kracht mit seiner sehr amüsanten Mutter auf eine seltsame Reise begibt.

Cover-Foto mit Genehmigung von Kiepenheuer&Witsch Verlags

Besser ist es vielleicht das einzige Interview zum Roman zu lesen, das Kracht Johanna Adorján gegeben hat (das die SZ aber nur gegen Moneten ins Netz gestellt hat - man wende sich vertrauensvoll an mich), der Autorin von "Ciao". Ein Gespräch mit ihr über ihr Buch findet sich beim wdr1, ein Video zur Besprechung bei 3sat.

Cover-Foto mit Genehmigung von Kiepenheuer&Witsch Verlags