Deutscher Buchpreis 2021

Den Deutschen Buchpreis 2021 erhält Antje Rávik Strubel. Auf der Shortlist standen außerdem Norbert Gstrein, Der zweite Jakob (Carl Hanser), Monika Helfer, Vati (Carl Hanser), Christian Kracht, Eurotrash (Kiepenheuer & Witsch), Thomas Kunst Zandschower Klinken (Suhrkamp) und Mithu Sanyal, Identitti (Carl Hanser). Strubel erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro.

Pressefoto mit Erlaubnis der Stiftung Buchkultur und
Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Ausgezeichnet wurde sie für ihren Roman "Blaue Frau":

"Adina wuchs als letzter Teenager ihres Dorfs im tschechischen Riesengebirge auf und sehnte sich schon als Kind in die Ferne. Mit ihr greift Antje Rávik Strubel eine Figur aus ihrem frühen Roman "Unter Schnee" wieder auf. Nun ist Adina 20 Jahre alt und lernt bei einem Sprachkurs in Berlin die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt. Unsichtbar gemacht von einem sexuellen Übergriff, den keiner ernst nimmt, strandet Adina nach einer Irrfahrt in Helsinki. Im Hotel, in dem sie schwarzarbeitet, begegnet sie dem estnischen Professor Leonides, Abgeordneter der EU, der sich in sie verliebt. Während er sich für die Menschenrechte stark macht, sucht Adina einen Ausweg aus dem inneren Exil.
»Blaue Frau« erzählt aufwühlend von den ungleichen Voraussetzungen der Liebe, den Abgründen Europas und davon, wie wir das Ungeheuerliche zur Normalität machen." (Aus den Informationen der S. Fischer Verlage)

Und so begründete die Jury begründet die Wahl:

"Mit existenzieller Wucht und poetischer Präzision schildert Antje Rávik Strubel die Flucht einer jungen Frau vor ihren Erinnerungen an eine Vergewaltigung. Schicht um Schicht legt der aufwühlende Roman das Geschehene frei. Die Geschichte einer weiblichen Selbstermächtigung weitet sich zu einer Reflexion über rivalisierende Erinnerungskulturen in Ost- und Westeuropa und Machtgefälle zwischen den Geschlechtern.
In einer tastenden Erzählbewegung gelingt es Antje Rávik Strubel, das eigentlich Unaussprechliche einer traumatischen Erfahrung zur Sprache zu bringen. Im Dialog mit der mythischen Figur der Blauen Frau verdichtet die Erzählerin ihre eingreifende Poetik: Literatur als fragile Gegenmacht, die sich Unrecht und Gewalt aller Verzweiflung zum Trotz entgegenstellt."

Pressefoto mit Erlaubnis der S. Fischer Verlage

Antje Rávik Strubel sei "eine Meisterin der inneren Zustände. In ihrem Roman 'Blaue Frau' erzählt sie eindrucksvoll eine Harvey-Weinstein-Geschichte", lobt die SZ.

Die Zeit betont die Geschichte "von einem vereinten Europa, das in Wahrheit eine Zweiklassengesellschaft ist." Hervorgehoben wird das Problem der Darstellung der Vergewaltigung, die Stubel durch Zwischenkapitel löst, in denen die Erzählerin, "eine Schriftstellerin, deren Lebensdaten präzise mit denen Strubels übereinstimmen, im Dialog mit einem feenhaften externalisierten Über-Ich", der blauen Frau, über die erzählerische Problematik reflektiert.

Der BR findet die Schlagworte "Odyssee", "Roman einer Vergewaltigung" und "Geschichte Europas, insbesondere zwischen der Ost-Erweiterung der Europäischen Union und der Finanzkrise".