Literatur-Nobelpreis 2020

Louise Glück erhält den Literaturnobelpreis 2020. Die deutschsprachige wikipedia kennt sie nicht, die englischsprachige bietet immerhin ein Foto von 1977. Die deutschen Redaktionen eiern rum und weichen in Blabla über die letzten Skandale des Literatur-Nobelpreis-Komitees aus, sodass man vorerst nur soviel erfährt:

Sie ist 1943 geboren, US-Bürgerin, schreibt Essays und Lyrik und hat jetzt ne knappe Mille mehr auf dem Konto. Ihre Texte beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Mensch und Natur. In Deutschland gibt es von ihr zwei Gedichtbände - "Wilde Iris" und "Averno", beide im Verlag "Derzeit nicht verfügbar". 1993 erhielt sie den Pulitzer-Preis, 2014 den National Book Award. 2015 verlieh ihr Obama die National Humanities Medal. Demnächst mehr.

Update 15.10.2020: Den wikipedia-Artikel gibt es jetzt auf deutsch!

Die Zeit hat sich inzwischen auch informiert und bietet sogar ein kleines Video rund um Autorin und Preisverleihung. Während in der Süddeutschen unter dem Titel "Kitschalarm, Stufe: Rot" gemäkelt wird: "Hätte es nicht stärkere Dichterinnen und Dichter gegeben?" Naja, okaaaaaay, wir denken uns bei der Lektüre des Blattes ja auch nicht selten: "Hätte es nicht eine sorgfältigere Recherche und eine gewissenhaftere Trennung von Information und Meinung geben sollen?" Und die nzz schwurbelt: "An dieser Schwelle zwischen Tod und Leben, die emblematisch für alle Übergänge des Daseins steht, entfalten die Gedichte ihre innere Spannung, indem sie die Zerrissenheit der Existenz nach allen Richtungen ausleuchten."

Warum erfährt man so wenig über diese Frau? Warum müssen immer die Bilder im Arm von Obama Informationen über ihr Schreiben ersetzen? Es hilft ein Blick nach Amazonien. Da gibt's weit und breit nix bis November 2020 auf Deutsch, außer man ist bereit für "Wilde Iris" 298 Tacken zu investieren. Glaubense nich?

Aber wahrscheinlich kann man nicht einmal mit nobelpreiswürdiger Lyrik einen schnellen Rubel machen.